Infinite Possibilities – Erweiterungen für Photoshop

Auch wenn Photoshop selbst bereits abertausende Funktionen und Möglichkeiten bietet, die wohl niemand wirklich komplett ausschöpfen können, wird, gibt es immer wieder den Bedarf an weiteren Funktionen, um sich entweder die Arbeit zu erleichtern oder fehlende Funktionen zu ergänzen. Zum Glück gibt es bei Photoshop, wie auch bei vielen anderen Programmen dieser Art, die Möglichkeit, die Software durch sogenannte Plugins zu erweitern. Zu den zeitlosen Klassikern zählt hier ganz sicher die NIK Collection, die es eine Weile lang sogar kostenlos von Google gab.

Auch lassen sich komplexe Funktionen und Arbeitsabläufe in Photoshop aufzeichnen und dann wiederholt per Klick oder Tastenkombination aufs aktuelle Bild oder auf einen ganzen Ordner voll mit Bildern abspielen lassen. Diese sogenannten Aktionen erleichtern den Arbeitsalltag ungemein. Außerdem kann man komplette Aktionspakete kaufen, die ebenfalls – ähnlich wie ein Plugin komplexe Umbauten an einem Bild vornehmen können. Alles recht spannend. Aber als ob das noch nicht genug wäre:

Seit Photoshop CC gibt es neben Aktionen und dem klassischen Plugin auch noch die „Erweiterungen“, welche dann statt einem Dialog ein interaktives Panel anbieten. Das extrem nützliche Lumenzia von Greg Benz, das ich kürzlich vorgestellt habe, ist so eine Erweiterung. Im Gegensatz zu einem Plugin, welches meist nur eine Ebene als Eingangsmaterial erhält und ebenfalls meist nur eine Ebene zurückgibt und ansonsten relativ isoliert arbeitet, haben Erweiterungen Zugriff auf den gesamten Ebenenbaum und auch auf die ganzen Einstellungen und Menüs von Photoshop. Damit sind sie extrem flexibel und leistungsstark.

Vergangene Woche ist nun mit „Looks“ ein weiteres sehr nützliches Tool erschienen, welches Teil einer Serie von vier Erweiterungen ist:

Infinite Color Panel
Infinite Black & White Panel
Infinite Texture Panel
Infinite Looks Panel

Dabei lassen sich die vier Panels in zwei Gruppen teilen – sowohl vom Bedienkonzept her als auch von den beteiligten Entwicklern.

„Infinite Color Panel“ und „Infinite Black & White Panel“

Das erste Tool dieser Serie erschien bereits Ende 2018 und wurde von dem bekannten Photoshop-Retoucher Pratik Naik in Zusammenarbeit mit dem durch sein „Retouching Toolkit“ bekannten Fotografen und Programmierer Conny Wallstrom. „Infinite Color Panel“ erstellt per Klick einen mehr oder minder zufälligen Look auf der Basis mehrerer Einstellungsebenen mit einem wählbaren Zufallsgrad und der Möglichkeit, auch nur bestimmte dieser Einstellungsebenen zufällig zu ändern. Die Werte der Einstellungsebenen bewegen sich innerhalb der von den Machern vorgegebenen Parametern, so dass immer wieder spannende, aber nicht völlig unbrauchbare Looks dabei entstehen. Und da dies eben Ebenen sind, können alle analysiert, kopiert und modifiziert werden.

Das folgende Video stellt dieses Panel vor:

Im Jahr 2019 erschien dann auch gleich die logische Folge auf diese erste Erweiterung, die sich speziell auf Schwarz/Weiss-Fotos konzentrierte. Das „Infinite Black & White Panel“ funktioniert analog zur ersten Erweiterung und bietet zusätzlich noch Zugriff auf zwei für S/W Fotos wichtige Parameter: Rauschen und Kontrast. Auch zu diesem Panel gibt es entsprechendes Video:

Mehr Informationen zu diesen beiden Erweiterungen sind hier zu finden:

https://www.infinitecolorpanel.com/

„Infinite Texture Panel“ und „Infinite Looks Panel“

Neulich habe ich bereits die Plattform Texture.ninja vorgestellt, die es zwar weiterhin kostenfrei gibt, aber leider nicht mehr weiter gepflegt wird. Vor einiger Zeit gab es in Deutschland außerdem eine Plattform, über die man verschiedene Texturen-Pakete in Deutschland erwerben konnte: RAWexchange von Stefan Kohler. Stefan hat über seine Plattform auch die deutsche Übersetzung von Conny Walstroms „Retouching Panel“ angeboten und auch in das „Retouching Toolkit“ eingebunden, weswegen es wohl auch zu dieser Querverbindung zwischen Pratik und Stefan gekommen ist. Gemeinsam haben Sie unter dem gleichen Namensdeckel – vermutlich auch, um ein breiteres Publikum international anzusprechen – aus dieser Basis von Panels und den Texturen eine wirklich revolutionäre Erweiterung geschaffen.

Das Texturen-Panel bietet Zugriff auf über 70.000 hochauflösende Texturen, die sich direkt in das geöffnete Photoshop-Dokument einfügen lassen. Dabei stehen diverse Kategorien an Texturen zur Verfügung und ein Regler, über den dann die Zufälligkeit/Ähnlichkeit zur gerade aktuellen Textur eingestellt werden kann. Diese Lösung ist extrem schnell, funktioniert allerdings komplett über das Internet. Das ist auch kein Wunder, denn diese Masse an Daten möchte man eigentlich auch nicht auf der heimischen Festplatte beherbergen.

Der Funktionsumfang ist wirklich beeindruckend und vor allem dürfen die Texturen auch in kommerziellen Projekten verwendet werden! Wie die Funktionsweise des Panels ist, schaut man sich am besten in einem Video an, denn da müsste man schon einen ganzen Roman für schreiben:

Nun habe ich neulich bereits auch über Looks gebloggt. Auch wenn ich mich mit dem Thema LUTS noch in einem separaten Posting befassen werde, ein paar kurze Sätze dazu: LUT steht für „LOOK UP TABLE“ und ist im Grunde eine Übersetzungstabelle für Farben. Nativ ausgedrückt: Wenn im Ausgangsbild der Pixel die Farbe sowieso hat, mache daraus bitte die Farbe soundso. Diese Technologie kommt ursprünglich aus dem Bereich Video, da es vor allem eine besonders performante Methode ist. LUTs findet man auch bereits seit einigen Jahren direkt in Photoshop im Bereich „Color Lookup“.

Die Macher vom „Infinite Texture Panel“ haben nun auf der gleichen Basis vom Interface den „Infinite Looks Panel“ geschaffen. Die Idee ist, dass einem ein Look angeboten wird und über entsprechende Regler die Zufälligkeit weiterer Looks gesteuert wird, die sich dann visuell um den aktuellen Look drum rum zeigen. So kann man sich recht schnell von einem Look zum nächsten Klicken und dabei inspirieren lassen. Der Look selbst wird dann einfach als eine Ebene in das Dokument eingefügt und kann danach auch beliebig in anderen Dokumenten wiederverwendet werden. Im Gegensatz zum „Infinite Color Panel“ erhält man also nicht die Ebenen, aus denen der Look besteht und hat so auch weniger direkte Eingriffsmöglichkeiten, aber das Konzept ist hier ja auch ein ganz anderes: man sieht direkt den Look im Foto und wird nicht mit jedem Klick mit was völlig neuem zufälligen überrascht.

Auch hierzu dann jetzt das Video:

Mehr Informationen zu diesen beiden Erweiterungen sind hier zu finden:

https://infinite-tools.com

Was mir besonders gefällt: Alle Erweiterungen werden jeweils für einen festen Preis und nicht gegen eine monatliche Gebühr angeboten. Die beiden Panels „Infinite Texture Panel“ und „Infinite Looks Panel“ wurden übrigens zu einem Panel mit dem Namen „AI Visualizer“ zusammengefasst. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch sehr zukunftsorientiert gedacht. Leider ist in Photoshop aktuell die Anzahl der gleichzeitig aktiven Erweiterungen eingeschränkt auf 10. Ich bin sicher, dass diese Grenze bald fallen wird – schon, weil es eben auch schon so viele interessante Panels gibt und es auch keinen ersichtlichen Grund für eine Einschränkung gibt.

Am besten mal die Videos anschauen und so begeistert sein wie ich. Den meisten Mehrwert sehe ich persönlich beim Texture Panel, aber auch die anderen Erweiterungen sind für sich genommen sehr spannend und eine Bereicherung.

Verfasst von

Günter Hagedorn

Ich habe Spaß an neuen Dingen - vor allem technische Gadgets, allem rund um Fotografie und Computern. Noch lieber aber arbeite ich mit "meinen" Modellen an neuen Fotos und suche dafür ständig spannende Menschen, VisagistInnen, StylIstinnen und Kreative aus allen Bereichen.
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Download der Bilder ist nicht erwünscht. ;)